"CORONAVIRUS" - INFOs für Patienten

Patienten mit chronischen entzündlichen Erkrankungen oder mit Tumorleiden, die Medikamente erhalten, die das Immunsystem beeinflussen, sind zur Zeit sehr verunsichert und haben viele offene Fragen. Die großen Fachgesellschaften haben Empfehlungen formuliert, weisen aber darauf hin, dass die wissenschaftliche Evidenz und die Erfahrung noch gering sind. Eine schlechte Krankheitskontrolle führt aber in jedem Fall zu einer erhöhten Gefährdung im Falle einer Infektion mit Coronavirus. Es gelten aber für alle  Patient*Innen die gleichen Ratschläge  wie bei anderen Infektionserkrankungen bzw. bei Grippeepidemien:  bei eindeutigen Zeichen einer Infektion soll die DMARD/ Biologika Therapie   für die Dauer der Infektion pausiert werden .

 

Was ist COVID-19, wie verläuft die Krankheit?

COVID-19 ist der Name einer neuen Infektionskrankheit. Er steht für Coronavirus Disease 2019. COVID-19 wurde im Dezember 2019 erstmals in China entdeckt. Der Erreger ist ein neues Coronavirus SARS-CoV-2, das strukturell mit dem Erreger von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome = schweres Atemwegssyndrom) verwandt ist. Dieser Krankheitserreger ist auch für das Immunsystem neu, jeder Körper muss eigene Abwehrstoffe bilden. Bisher gibt es keine Impfung. Der Virus wird typischerweise in Abstrichen aus dem Nasenrachenraum nachgewiesen. 

 

Das Krankheitsbild ähnelt dem einer Virusgrippe, verläuft aber verzögert. Die Inkubationszeit, das ist die Zeit von einer Ansteckung bis zu den ersten Krankheitszeichen, beträgt durchschnittlich 4 Tage. Die häufigsten Krankheitszeichen sind Husten und erhöhte Temperatur. Die Krankheit erreicht ihren Höhepunkt in der zweiten Woche, darin unterscheidet sie sich von einer Influenza. Bei vielen Personen verläuft die Infektion mit wenigen oder ohne Krankheitszeichen, sie kann aber auch zu einer Lungenentzündung führen. Kritisches Zeichen ist zunehmende Luftnot. 

Nach einer Quarantäne von 14 Tagen gilt eine Infektion als ausgeschlossen.

Zitat aus den Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Rheumatologie (EULAR):

…… Während des aktuellen COVID-19 Coronavirus Ausbruch gibt es wahrscheinlich Fragen und besondere Ängste für Menschen mit rheumatischen Muskel-Skelett-Erkrankungen (RMDs), die immunsuppressive Medikamente wie biologische Medikamente, JAK-Hemmer, Steroide und konventionelle Krankheit modifizierende Antirheumatika (DMARDs) z.B. Methotrexat.

Immunsuppressive Medikamente sind nützlich, um eine Verschlechterung Ihrer RMD zu verhindern. Wenn Sie diese Medikamente stoppen, Sie können ein Aufflackern der RMD auftreten. Was die Wirkung dieser Medikamente auf eine mögliche Coronavirus-Infektion betrifft, wissen wir noch nicht genug, um formelle Ratschläge zu geben. Wir raten Ihnen daher, Ihre Medikamente zu diesem Zeitpunkt nicht zu stoppen oder zu reduzieren, es sei denn, Ihr Arzt sagt Ihnen aus einem bestimmten Grund etwas anderes.

Zitat aus der Empfehlung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie (ÖGGH):

…… Derzeit gibt es keine Hinweise aus der Literatur, dass PatientInnen mit einer CED ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf hätten. Die Datenlage ist allerdings nach wie vor sehr dürftig. Rezente Daten aus China weisen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für einen schwereren Verlauf vor allem mit dem Alter zunimmt. Co-Morbiditäten wie chronische Herzerkrankungen oder Diabetes scheinen sich ebenfalls negativ auszuwirken ……

 

Was ist über Infektionsraten und Verläufe unter immunsuppressiver Medikation, insbesondere

Corticosteroide, Azathioprin und Methotrexat, Biologika und Januskinase Inhibitoren bekannt?

 

…… Derzeit sind keine spezifischen Daten bezüglich des Einflusses einer für die Behandlung von CED verwendeten Medikation auf SARS-CoV-2 verfügbar. Obwohl diese Medikamente in unterschiedlichem Ausmaß das Immunsystem modulieren, wissen wir aus Registerdaten, dass es bei CED PatientInnen mit moderat-bis-schwerer Aktivität nicht nur die Medikation, sondern auch die Krankheitsaktivität selbst ist, die das Risiko für schwere Infektionen erhöht. Aus dieser Sicht raten wir von einem selbständigen Absetzen der Medikation ab. Eine solche Entscheidung sollte stets gemeinsam mit dem behandelnden Spezialisten erfolgen……

Zitat aus den Patientenempfehlungen der Deutschen Gesellschaft der HämatoOnkologie (DGHO):

Sollen Krebstherapien verschoben werden?

…… Bei jeder Krebstherapie muss der Nutzen der Behandlung gegen den möglichen Schaden, d.h. Nebenwirkungen, abgewogen werden. Das individuelle Erkrankungsrisiko ist unterschiedlich, abhängig von den Lebensumständen und den persönlichen Kontakten. Bei den meisten, akut an Krebs erkrankten Patienten steht der Nutzen einer sinnvollen und geplanten Krebstherapie über dem Risiko einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus. Bei Patienten mit chronischer und gut beherrschter Krebskrankheit kann individuell über eine Therapieverschiebung entschieden werden ……

Stand: 22.05.2020